COVID-19
Wie viele Antikörper braucht man, um gegen das Virus immun zu sein?

Antikörper sind ein wesentlicher Bestandteil für eine funktionierende Impfung, aber die Wissenschaftler wissen noch nicht, welche Stufe sie erreichen müssen. Die neue Delta-Variante schafft ein weiteres Problem.
Wie viele Antikörper braucht man, um gegen das Virus immun zu sein?
Nach einer Coronavirus-Infektion oder einer Impfung produziert der Körper Antikörper gegen das Spike-Protein des Virus, mit dem SARS-CoV-2 an die Zellen andockt und in diese eindringt. Dieses Spike-Protein ermöglicht es Antikörpern, das Virus zu erkennen und daran zu binden, wodurch es für Immunzellen sichtbar wird.

Wissenschaftler gingen bisher davon aus, dass Menschen, die mit mRNA-Impfstoffen wie dem von BioNTech-Pfizer geimpft wurden, zu mehr als 90 Prozent gegen das Virus geschützt sind – das gilt aber nicht für die neue Delta-Variante. Diese Variante ist viel ansteckender als das angestammte Virus und verbreitet sich auf der ganzen Welt.
Carsten Watzl, Immunologe am Leibniz-Institut der TU Dortmund, schätzt, dass die Wirksamkeit der mRNA-Impfstoffe von BioNTech-Pfizer von 90 % beim Originalvirus auf 88 % beim Delta- und beim Vektorimpfstoff AstraZeneca reduziert wird von 66 % bis 60 %.
Daten aus Israel zeigen sogar, dass der Schutz vor einer Ansteckung mit der gefährlichen Variante bei Verwendung des BioNTech-Pfizer-Impfstoffs nur bei etwa 64 % liegt. Aber der Impfstoff bietet immer noch 93% Schutz vor einem schweren Fall von COVID-19. Das israelische Gesundheitsministerium erwägt nun, den Menschen eine dritte Dosis des Impfstoffs anzubieten.
Messschwierigkeiten
Nach zwei Impfungen ist ein Großteil der Menschen gegen die bisher bekannten Virusvarianten immun – Carsten Watzl warnt jedoch, dass dies nicht unbedingt für alle Doppelgeimpften gelte.
„Eine Corona-Impfung allein ist kein Garant für die Immunität, trotzdem muss mann impfen, sagt er. Wichtig sei, ob der Körper einen ausreichenden Immunschutz aufgebaut habe. „Aber das können wir im Moment nicht messen und wir brauchen mehr Studien dazu“, sagt er
Anders bei einer Tetanus-Impfung, bei der Tests festgestellt werden können, ob ein Körper ausreichend geschützt ist oder nicht. Ein Labor überprüft das Blut auf die Höhe der Antikörpertiter. Liegt die Zahl der Antikörper über einem bestimmten Schwellenwert, ist die Person gegen das Tetanusvirus immun. Ist der Titer zu niedrig, benötigt der Patient eine Auffrischimpfung.Mit dem Coronavirus seien Forscher in diesem Stadium noch nicht angekommen, sagt Watzl. „Wir wissen noch nicht genau, ob jemand immun ist oder nicht. Eine Schlüsselrolle spielen vermutlich die neutralisierenden Antikörper – sie binden das Virus so, dass es keine weiteren Zellen mehr infizieren kann.“
Es sei aber unklar, wie hoch die Zahl dieser Antikörper sein müsse, fügt er hinzu.
Was T-Zellen tun
Im Kampf gegen eine Infektion sind nicht nur Antikörper wichtig. Ist das Virus einmal in unsere Körperzellen eingedrungen, können die Antikörper diese nicht mehr erreichen, da sie sich nicht an die Zellen anheften können. So kann sich das Virus vermehren.
„Unser Immunsystem hat T-Zellen, sterben stark genug sind, um diese Art von virusinfizierten Zellen abzutöten“, sagt Watzl.
Beide Prozesse können gemessen werden. In der Praxis ist es jedoch schwieriger, die Zahl der T-Zellen zu bestimmen als die der Antikörper. Der T-Zell-Test ist relativ zeitaufwendig, aber durchaus sinnvoll.
„Die Antikörper allein sagen noch nicht unbedingt etwas darüber aus, wie gut man geschützt ist“, sagt Watzl: Ein Mensch habe möglicherweise kaum Antikörper und könne sich so trotzdem mit dem Virus anstecken. „Aber die Reaktion der T-Zellen ist so stark, dass die Person nicht ernsthaft erkrankt“, sagt er.
Menschen mit hohen Antikörperspiegeln seien wohl gut gegen das Coronavirus gesichert, sagt der Immunologe. Aber die umgekehrte Schlussfolgerung – dass wenige Antikörper keinen Schutz bedeuten – ist seiner Meinung nach wahrscheinlich nicht richtig.
Eine Frage der Ebenen
Coronavirus-Antikörpertests verwenden verschiedene Messmethoden. Normalerweise verwenden Labortests einen klaren Standard, der einen Mindest- bis Höchstwert festlegt. Auf diese Weise kann ein Arzt sehen, ob die Werte im normalen Bereich liegen. Die Werte für das Coronavirus sind jedoch noch nicht definiert.
So schätzen die Ärzte ungefähre Werte ein, die von weniger als hundert bis zu mehreren tausend Antikörpern reichen.„Wenn ich im oberen Drittel oder in der oberen Hälfte bin, habe ich wahrscheinlich einen guten Immunschutz vor Viren. Die genauen Schwellenwerte kann ich dir aber noch nicht nennen“, sagt Watzl.
Es ist nicht klar, wie schnell die Antikörperspiegel sinken, nur dass sie mit der Zeit sinken.
Schaut man sich die Sterblichkeitsrate nach der Impfung gegen Covid an, hat man die höchsten Antikörperwerte. In den ersten Monaten nach der Impfung fällt sie relativ schnell ab. Irgendwann pendelt sich das Ganze bei einem bestimmten Wert ein, „und fällt von da an nur noch ganz langsam ab“, sagt Watzl. Wissenschaftler wissen das. Phänomen von anderen Impfungen. „Es scheint für den Corona-Impfstoff zu gelten; Die Wissenschaft hat es nur noch nicht bewiesen und wir brauchen detailliertere Studien dazu “, sagt er.
