Gesundheit
Merkel spricht sich gegen eine Impfpflicht aus

Trotz steigender Inzidenzen und zurückgehender Impfzahlen verfolgt die Regierung unter Angela Merkel weiterhin das Motto „Werben statt Ringen“.
Merkel spricht sich gegen eine Impfpflicht aus

Der Schlüssel zu ansteigenden Impfzahlen und damit dem Erreichen der Herdenimmunität sieht Merkel jedoch nicht in obligatorischen Impfungen, sondern in Bildung, Aufklärung und dem wiederholten Aufrufen zu solidarischem Handeln.
Sie betonte damit in einem emotionalen Appell, dass eine Impfung nicht nur einen selbst schütze, sondern auch diejenigen, die einem besonders nahestehen, die einem besonders wichtig sind und die, die man liebt. Laut Merkel könne das Vertrauen der Bürger*innen weitaus besser durch das Werben für den Impfstoff und positive Erfahrungsberichte von bereits Geimpften gewonnen werden
Impfpflicht im deutschen Diskurs mehrheitlich abgelehnt
Auch der Präsident des Robert Koch-Institutes Lothar Wieler sprach sich gegen eine Impfpflicht und stattdessen für „aufsuchende Impfangebote“ aus, die Menschen in ihrem Alltag, beispielsweise in Einkaufszentren, Schulen und Kitas, gezielt abholen und damit die Impfquoten erhöhen könnten.
Auch die PCR-Test könnten in Zukunft für nicht-Geimpfte Personen wieder kostenpflichtig werden und damit einen Anreiz zur Impfung darstellen. Zusätzlich zu einer Intensivierung der Impfkampagne sollen weiterhin die Mindestabstandsregelungen eingehalten werden und das umfassende Testprogramm bestehen bleiben.
Aktuell seien laut Gesundheitsminister Jens Spahn ausreichende Kapazitäten vorhanden, um jedem ein Impfangebot zu machen, ganz gleich in welcher Altersgruppe.
Die sinkenden Impfzahlen lägen somit nicht mehr an fehlender Koordination oder Impfstoffknappheit, sondern an der Bereitschaft der Bürger*innen.
In anderen Ländern der EU fallen die Strategien zur Intensivierung der Impfkampagne hingegen um einiges strenger aus. So gab Frankreich erst gestern bekannt, alle Pfleger*innen und Angestellte in Gesundheitsberufen, die sich bis zum 15.September nicht um ihre Impfung gekümmert hätten, fristlos und ohne Entschädigung zu entlassen.
Dasselbe gilt für Griechenland, wo als Frist der 1.September angesetzt ist. In Deutschland bestehen derzeit wiederum Debatten hinsichtlich der Impfung von Lehrer*innen, da diese laut Regierungsberater*innen eine große Verantwortung gegenüber den ihrer Aufsicht unterliegenden Personen haben.
Aktuelle Zahlen
Bei einem Besuch von Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn beim RKI in Berlin sprachen sich die beiden erneut gegen eine Impfpflicht aus.
Aktuell haben (Stand: 14.07.) in Deutschland 48.744.636 Menschen ihre Erstimpfung erhalten. 35.776.237 Personen haben bisher den vollständigen Impfschutz.
Damit ist die Impfquote von 85% der 12-59-Jährige, die eine Herdenimmunität bewirken würde noch lange nicht erreicht. Bei den über 60-jährigen sei sogar eine Impfquote von 90% nötig.
Aktuell steigen die 7-Tage-Inzidenzen auf einen Wert von 6.5 pro 100.00 Einwohner*innen, was eine Erhöhung zu dem Wert von 4,9 eine Woche zuvor darstellt.
Dies ist zwar eine klare Verbesserung im Vergleich zu der Inzidenz von 195 im Dezember 2020, dennoch warnt Merkel insbesondere davor zu glauben, die Pandemie wäre vorbei, da weiterhin etliche Faktoren bestehen, die das Infektionsgeschehen wieder steigen lassen könnten.
7-Tage-Inzidenz in Diskussion
Genau diese 7-Tage-Inzidenz stand als Messwert in einer wissenschaftlichen Debatte.
Diese ist und bleibt zwar ein wichtiger Mess- und Richtwert, dennoch hat sich die Kausalbeziehung zwischen Krankenhausaufnahmen und COVID-19-Infektionen verändert, da aufgrund der Impfkampagnen weniger schwere Verläufe auftreten.
Keiner der offiziell zugelassenen Impfstoffe bietet zwar einen vollständigen Schutz gegen das Virus, dennoch können schwere Verläufe gemindert werden, sollten sich geimpfte Personen doch anstecken.
Delta-Welle
Dabei ist natürlich auch immer wieder die Frage nach der Delta-Variante im Spiel und inwiefern eine Impfung gegen diese schützen kann und inwiefern diese insbesondere in Europa zu einer erneuten Welle im Herbst oder Winter führen kann.
Aufgrund steigender Inzidenzen, fallender Impfzahlen und der Problem ungeimpfter Jugendlicher und Kinder steht die Angst vor einer „Delta-Welle“ im Raum. Im Schnitt können sich durch die Delta-Variante mehr Leute anstecken, diese ist ansteckender und zieht schwerere Verläufe nach sich, als die Alpha-Variante des Virus.
So bilden sich beispielsweise im Rachen größere Mengen an Viren, die sich zudem besser an menschliche Zellen binden und Immunreaktionen verhindern können.