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Hochwasser in NRW und der Pfalz: Verwüstete Dörfer und Städte
Die Bilder der letzten Tage haben wohl ganz Deutschland in Atem gehalten und auch international für Aufsehen gesorgt. Viele Betroffene, von denen viele ihre Häuser oder im schlimmsten Fall Angehörige verloren haben, berichten davon, wie schnell alles ging und dass innerhalb kürzester Zeit das Hochwasser kam. So hatten die Bewohner*innen der Stadt Heimersheim im Landkreis Ahrweiler in Rheinland-Pfalz selbst nur wenige Minuten, um sich selbst und ihre Familien in Sicherheit zu bringen, als sie frühmorgens von den Fluten überrascht wurden.
Hochwasser in NRW und der Pfalz: Verwüstete Dörfer und Städte
Rettung nur noch aus der Luft und über Motorboote möglich
Man kann sich kaum vorstellen, was es für ein Gefühl sein muss, von dem Geräusch rauschender Wellen aufgeweckt zu werden und sich und seine Familie gerade noch so retten zu können- seinen gesamten Besitz hinter sich lassen zu müssen. Bewohner*innen von Heimersheim wurden von Motorbooten des Roten Kreuzen gerettet, viele konnten nur noch durch die Luftrettung in Sicherheit gebracht werden.
Durch die Fluten gab es kein Durchkommen mehr für Feuerwehrautos, es gab also nur noch die Möglichkeit, die Anwohner*innen mit Hubschraubern von ihren eigenen Dächern zu retten. Auch Stromausfälle und gestörte Mobilfunksignale in vielen betroffenen Gebieten erschwerten zusätzlich die Situation der Betroffenen, sowie der lokalen Einsatzkräfte. Viele Menschen konnten in der Panik nur sich selbst und die mit ihnen lebenden Menschen retten und lebten deshalb lange Zeit in Sorge, um Freunde und Angehörige, die in anderen Haushalten innerhalb betroffener Regionen lebten.
Kleine Nebenflüsse werden zum Verhängnis
Dabei wurden die Überschwemmungen ausgelöst durch Starkregen, der kleinere Flüsse, die bisher noch nie eine Überschwemmung in diesem Ausmaß verursachten, zum Überlaufen brachte. So auch im westdeutschen Bonn, wo ein Nebenfluss des Rheines, die Swist, über die Ufer trat.
Torsten Clemens von der Freiwilligen Feuerwehr im Swisttal berichtet davon, nie zuvor ein so schnelles Ansteigen von Hochwasser gesehen zu haben: Dort, wo die Menschen vorher auf trockenem Boden standen, war nur zehn Minuten später schon zehn Zentimeter hohes Wasser.
Auch in Wuppertal, wurde der normalerweise kleine Nebenfluss der Ruhr, die Heilenbecke zu einem Monsterfluss. Normalerweise nur 20 Zentimeter hoch, wurde die Heilenbecke über Nacht zu einem mehr als fünf Meter hohen Fluss. Auch hier mussten die Menschen evakuiert werden, meist durch Boote und Helikopter, auch weil die Fahrzeuge der Feuerwehr zu größten Teilen einen Totalschaden aufwiesen.
Städte und Dörfer im Nachkriegszustand?
Viele vergleichen, dass was Einwohner*innen in den beiden betroffenen Bundesländern gerade durchmachen müssen mit dem entstandenen Schaden nach dem zweiten Weltkrieg. Sieht man, wie Städte, wie Schuld, derzeit aussehen, merkt man schnell, dass das leider keine Übertreibungen sind.
Das meiste liegt aktuell in Trümmern und Panzer der Bundeswehr werden eingesetzt, um den Schutt aufzuräumen. Marlene Wiechmann, die ebenfalls aus Schuld kommt, berichtet beispielsweise davon, dass 1910 die letzte Überschwemmung von vergleichbarem Ausmaß stattgefunden hat und dass diese die Leute damals so nachhaltig schockierte und prägte, dass diese Teil der regionalen Folklore wurde.
Man kann sich also vorstellen, was die aktuelle Zerstörung mit den Menschen vor Ort macht und dass es auch in Zukunft schwer werden wird, das zu verarbeiten, was geschehen ist.
Traumatische Ereignisse
Es sind nicht nur die Szenerien offensichtlicher und schwerster Zerstörung: Teile zerstörter Gebäude, die mitten auf der Straße liegen, zusammengebrochene Brücken, schwimmenden Autos, Bergen an Schutt und Müll. Es sind vor allem die tragischen Schicksale der Menschen, die von den Überschwemmungen überrascht wurden und die man auf den ersten Blick nicht sehen kann.
So erzählt ein Mann davon, dass ein Mädchen aus der Nachbarschaft einfach von einem in den Fluten schwimmenden Auto getroffen wurde und daraufhin ertrank. Viele Menschen sitzen weinend auf den Straßen, in denen früher ihre Häuser und die ihrer Nachbarn standen. Es sind traumatische Ereignisse, die nicht einmal die Ältesten unter den Anwohner*innen kennen.
Bund verspricht Hilfen
Mittlerweile liegt die Todeszahl, der durch die Überschwemmungen verstorbenen Deutschen bei mehr als 130 Menschen. Doch auch in anderen europäischen Ländern, wie Belgien und den Niederlanden gibt es Tote, in Belgien derzeit über 27.
Der Bund verspricht nun unbürokratische Hilfeleistungen für betroffene Städte, Landkreise und deren Flutopfer. Nach Meinung des bayerischen Staatssekretärs im Bundesinnenministerium (CSU), Stephan Meyer, müsse im Bereich der Hochwasser-Prävention deutlich mehr getan werden, auch wenn Deutschland in puncto Katastrophen- und Bevölkerungsschutz, durch die Ausstattung mit Notstromaggregaten und Hochleistungspumpen, weiterhin eines der am besten aufgestellten Länder in Europa sei.