COVID-19
Lockdown-Kritiker: Maßnahmen waren schädlicher, als das Virus selbst
Es ist keine Frage, dass die durch die Ausgangsbeschränkungen und zahlreichen Lockdowns die psychische und physische Gesundheit von Menschen überall auf der Welt in Mitleidenschaft gezogen wurde.
Lockdown-Kritiker: Maßnahmen waren schädlicher, als das Virus selbst
Das Ärzteblatt spricht deshalb auch von einer Krise für die psychische Gesundheit- die Einsamkeit und das Fehlen einer geregelten Tagesstruktur haben dazu geführt, dass psychische Krankheiten in sämtlichen Bereichen angestiegen sind. Doch einige Menschen gehen so weit, zu sagen, dass diese Maßnahmen schädlicher für die Gesundheit der betroffenen Bürger*innen waren, als die Pandemie selbst.
Einschätzung durch Gesundheitsexpert*innen
Es ist natürlich nicht leicht und auch nicht immer komplett möglich, den Effekt, den die Corona-Maßnahmen auf die Gesundheit der Menschen hatte bzw. hat, von den direkten gesundheitlichen Folgen der Pandemie, zu unterscheiden. Wissenschaftler*innen aus Dänemark, Australien, Großbritannien und den USA veröffentlichten im wissenschaftlichen Journal BMJ Global Health einen Bericht, um dem Wahrheitsgehalt des Vorwurfes, Lockdowns seien schädlicher als die Pandemie selbst, nachzugehen.
Dabei nahmen Sie Bezug auf den Index „World Mortality Dataset“, welcher die sogenannte „Übersterblichkeit“ (high mortility rates) misst – d.h. die Differenz zwischen der auf Basis von Trends vor der Pandemie hervorgesagten Sterblichkeitsrate und der tatsächlichen Rate an Sterblichkeit. Diese Messung wird in 94 Ländern vorgenommen, und zwar im Zeitraum zwischen dem Beginn der Pandemie bis Mitte 2021.
Die Nachforschungen ergaben, dass es in Australien und Neuseeland im Jahr 2020 keine Übersterblichkeit und nur wenige Menschen gab, die durch COVID-19 starben- dafür aber einige Lockdowns zur Eindämmung des Infektionsgeschehens. Das zeigt deutlich, dass die Behauptung, Lockdowns wären schlimmer als die Krankheit selbst, jeglicher Grundlage entbehrt und es essentiell und wohl der effektivste Weg zur Rettung von Menschenleben war, das öffentliche Leben für einige Zeit still zu legen.
Denn wahrscheinlich erinnern sich noch viele Menschen bis heute an die Bilder aus Ländern, wie Brasilien oder Russland, in denen zwar nur wenige Beschränkungen erlassen wurden und es dafür aber hohe Übersterblichkeitsraten gab. Dass Lockdowns und Beschränkungen im Zuge der Pandemiebekämpfung kurzfristig größere Schäden bzw. mehr Todesfälle hinterlassen, als COVID-19 selbst ist laut den Wissenschaftler*innen, unter anderem auch Studienautor und Epidemiologe Gideon Meyerowitz-Kratz aus Australien, nicht wahrheitsgemäß.
Die Langzeitfolgen sind noch nicht ausreichend erforscht und es ist völlig klar, dass Lockdowns nicht nur gesundheitsförderlich und auf keinen Fall optimal sind. Dennoch gibt und gab es zur Eindämmung einer globalen Pandemie nun mal keine anderen, im Ansatz so effektiven Maßnahmen. Der springende Punkt ist also, dass sie kurzfristig notwendig und die einzige denkbare Möglichkeit waren, um tausende Menschenleben zu retten.
Lockdowns: Notwendig und gesundheitsschädlich
Trotz der wissenschaftlich bestätigten Notwendigkeit und der Effektivität von Lockdowns, dürfen die Menschen, die durch die Maßnahmen in ihrer körperlichen oder mentalen Gesundheit beeinflusst sind, natürlich auf keinen Fall vernachlässigt oder weniger ernst genommen werden.
Es gibt sowohl auf kurze, als auch auf lange Sicht, nachgewiesene schädliche Effekte auf die menschliche Gesundheit. Denn Menschen sind soziale Wesen, die im wahrsten Sinne des Wortes vom Austausch mit anderen leben. „Einsamkeit macht krank“ ist nicht nur eine abgedroschene Floskel, denn Einsamkeit gilt in der Wissenschaft als Stressfaktor für die menschliche Gesundheit, der mit früherer Sterblichkeit in Verbindung gebracht wird. Insofern kann längere Isolation also durchaus Langzeiteffekte auf unsere Gesundheit haben. Auch fand eine britische Studie heraus, dass es während der ersten Corona-Welle zu einem Anstieg an Herzinfarkten kam.
Ein Kausalzusammenhang lässt sich hier aber nicht herstellen, da unklar ist, welche der vielen möglichen gesundheitlichen Faktoren diesen Anstieg bewirkte. Auch der Anstieg an Menschen, die in Großbritannien an Krebs verstarben, stieg und kann potenziell mit dem Vernachlässigen von Krebsvorsorge in Verbindung gebracht werden. Dies könnte wiederrum aus dem fehlendem Gesundheitspersonal in diesen Bereichen resultieren, da genau dieses Personal zur Behandlung von COVID-19-Patienten gebraucht wurde. Bisher ist das Netz an Gesundheitsfaktoren und möglichen Erklärung einfach zu komplex, als dass man die Ursache allein in den Lockdowns bzw. den Maßnahmen suchen könnte, die Herstellung eines kausalen Zusammenhangs ist schlicht nicht möglich.
Suizidraten und mentale Gesundheit
Es gibt wissenschaftliche Nachweise darüber, dass durch den Lockdown Suizidraten nicht erhöht wurden. Ganz klar nehmen Lockdowns massiven Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. Gerade in Bezug auf psychische Gesundheit darf aber nicht unterschätzt werden, wie individuell und verwoben hier die Gründe für eine Erkrankung sein können. Viele Menschen leiden bspw. nach einem symptomatischen, oder auch asymptomatischen Krankheitsverlauf an Long-COVID, welches ebenso Depressionen, Angstzustände und schwere Erschöpfung verursachen kann. Individuelle Resilienz und Stressoren sind ebenso nicht auszuschließen.
Die Verstärkung einer schon vorhandenen psychischen Krankheit durch die in einer Pandemie auftretenden Ängste ist möglich. Auch die allgemeine Angst vor einer möglichen Infektion der Umgang mit Todesfällen von nahestehenden Personen, haben natürlich Einfluss auf die Psyche eines Menschen, stehen aber nicht im direkten Zusammenhang mit Lockdowns. Wir sind es mittlerweile so sehr gewöhnt, tagtäglich Inzidenzen und Todeszahlen im Fernsehen, Radio und auf Social Media zu hören, dass wir nicht mehr darüber nachdenken, wer eigentlich hinter diesen Zahlen steht.
Nämlich Angehörige und Freunde, die in Trauer zurückgelassen werden und deren Psyche davon langfristig beeinflusst ist- dies sollten wir in all den Diskussionen über Lockdowns und COVID-19-Maßnahmen nicht vergessen. Die Maßnahmen sind und bleiben wichtig- für die Prävention von Long-COVID und weiteren, vermeidbaren Toten.